Lukas 16 – eine Auslegung

Übersicht:
- Seite 1: Einleitung und Kontext
- Seite 2: Das Gleichnis vom untreuen Knecht
- Seite 3: Ich und mein Geld
- Seite 4: Ein wunderschöner Vers
- Seite 5: Ein komischer Vers
- Seite 6: Lazarus
- Seite 7: Wie es weiter ging
Einleitende Worte
Hallo Bibelleser, Hallo Bibelleserin,
Mir wurden zu Lukas 16 ein paar Fragen gestellt und die möchte ich hier versuchen zu beantworten.
Das „Problem“ an der Bibel ist, dass wenn du an einem Ende ziehst, dann wackelt es an einer ganz anderen unerwarteten Stelle. Zieht man wiederum an dieser Stelle, dann bewegt sich wieder wo ganz anders etwas. Das führt dann oft zu Rundgängen durch die ganze Bibel und man begreift, dass irgendwie alles miteinander zusammenhängt. Alles ist miteinander verwoben, alles geht in Kreisläufen und Bahnen und doch ist jedes für sich wieder etwas Eigenes.
Wir zupfen heute etwas Lukas 16 auseinander und doch gibt es darin noch so unendlich viel zu entdecken. Wahrscheinlich kratze ich nur an der Oberfläche und so demütig bin ich: vielleicht denkt sich der ein oder andere beim Lesen … Hä, das hätte ich ganz anders ausgelegt?
Wenn du manche Dinge ganz anders siehst, dann ist das vollkommen in Ordnung.
Wir Christen neigen oft dazu die Bibel als „entweder/oder“ zu verstehen, und nur die eine Auslegung muss recht haben. Viel zu oft schreien wir dann direkt: „Irrlehre!“ … dabei kratzen wir nicht einmal annähernd an den Grundlagen und Fundamenten unseres Glaubens
Ich denke, dass die Bibel sehr oft ein „sowohl/als auch“ ist.
Die Kreisläufe und Bahnen, von denen ich sprach, funktionieren auf vielen verschiedenen Ebenen und manchmal kann eine Auslegung auch das komplette Gegenteil aussagen und ist trotzdem richtig.
Mein Maßstab ist die Bibel selbst. Meine Auslegung MUSS mit der Bibel übereinstimmt und darf der Bibel nicht widersprechen.
Wenn du etwas komplett anders siehst oder einen komplett anderen Gedanken dazu hast, dann lass es mich gerne wissen. Meistens bekommt man das gelöst.
Apropos gelöst … ich liebe Rätsel und ich liebe es in der Bibel nach Antworten zu forschen.
Wenn du also Fragen hast, löchere mich gerne.
Die Bibel ist faszinierend und lebendig und immer für Überraschungen gut.
Diese Auslegung hier ist auch nur mein aktuelles Verständnis der Schrift. Ich verstehe nur Bruchstückhaft und bin für Korrektur jederzeit offen.
Wenn Kritik und Korrektur nötig ist, dann bringe sie bitte in Liebe und Nachsicht vor und nicht in großen Getöse wie ein Wüterich laut schreiend „IRRLEHRE“.
Vielen lieben Dank dafür. (und ja, sowas muss man in der heutigen Zeit leider dazu schreiben)
Fragen an Lukas 16
vor allem zu den Versen 1-8
- Warum wird der betrügerische Verwalter von seinem Herrn gelobt, wo er doch gerade dessen Besitz verschleudert?
- Heißt Jesus hier untreues Verhalten gut, wenn wir uns ausgerechnet an dem Untreuen ein Beispiel nehmen sollen?
- Wer ist wer? Und um was geht es wirklich?
Der Kontext
Wir beginnen nicht ganz vorne, hören aber später mit ganz hinten auf … zumindest was Lukas angeht.
Wir steigen bei Lukas mal in der Mitte ein …
Lukas 11 ist ein Wendepunkt im Leben von Jesus.
Diesen Wendepunkt finden wir auch in den anderen Evangelien, noch extremer z.B. im Matthäusevangelium.
Das Matthäusevangelium beschreibt Jesus als den wahren König und richtet sich vor allem an eine Jüdische Zuhörerschaft. Daher ist dieser Wendepunkt dort noch etwas krasser.
Lukas beschreibt Jesus als den wahren Menschen. Deshalb geht es hier auch oft um Dinge, die Menschen eben wichtig sind, so wie in unserem Kapitel 16 der Reichtum bzw. Besitz.
Zurück zu Lukas 11 und den Wendepunkt im Leben Jesu …
Jesus treibt einen stummen Dämonen aus.
Die geistlichen Führer behaupten, er habe den Dämon mit dem Beelzebub ausgetrieben und forderten gleichzeitig weitere Zeichen von ihm.
Was war hier geschehen?
Jesus hatte durch das Austreiben eines stummen Geistes bewiesen, dass er der Messias ist.
Die geistlichen Führer mussten es erkennen.
Nun behaupteten sie aber, dass er nicht der versprochene Erlöser (Messias) ist, sondern das Gegenteil.
Sie behaupten Jesus selbst ist besessen und zwar vom Teufel selbst und NICHT der Messias.
Eine direkte Ablehnung Jesu als Messias, obwohl er gerade noch bewiesen hatte, dass er der Messias ist.
DER große Wendepunkt im Leben von Jesus.
Ab jetzt geht er die geistlichen Führer des Volkes direkt und hart an. Er verbietet sogar seinen Jüngern zu verkünden, dass er der Messias ist. Er lehrt das Volk, also in der Öffentlichkeit, nur noch in Gleichnissen. Es gibt keine messianischen Zeichen mehr. Er tat wohl noch Wunder, aber keine Beweise, dass er der Messias ist.
.…Außer ein Zeichen: das Zeichen Jonas.
So wie Jona 3 Tage „tot“ war, so auch Jesus.
Das Zeichen Jonas ist also: Tote stehen nach mehreren Tagen wieder auf.
Dieses Zeichen wurde und wird insgesamt 3x geschehen. Bei Lazarus, bei Jesus selbst und bei den zwei Zeugen aus Offenbarung 11.
Insbesondere Lazarus wird für unserer Betrachtung später nochmals wichtig.
Ab Kapitel 11 wird etwas Neues vorbereitet:
Eine weltweite Gemeinde Jesus. Der Leib und die Braut des Messias, ein neues Volk, eine neue Herde.
Der reiche und habsüchtige Mensch:
In Lukas 12 (ab Vers 16) erzählt Jesus eine Geschichte rund um das Thema Habsucht.
Hier kommt ein gewisser reicher Mensch vor, der sich größere Scheunen für sein Hab und Gut bauen will.
Weil seine Seele nur nach irdischem Reichtum und Glück giert, fordert Gott seine Seele.
Der reiche Herr und sein Knecht:
Ebenfalls in Lukas 12 (ab Vers 42) setzt ein Herr einen Knecht zum Verwalter über seine Habe ein.
Nun gibt es 4 mögliche Reaktionen, wenn der Herr wieder kommt:
- Der Knecht hat alles getan was aufgetragen war
- Der Knecht hat das Gegenteil getan und schikaniert die Mitknechte und berauscht sich.
- Der Knecht wusste was getan werden muss, tat es aber nicht.
- Der Knecht wusste nicht was getan werden muss und tat es auch nicht.
Je nachdem fällt dann die Belohnung oder Strafe aus.
Ab Kapitel 12 wird nun sehr deutlich getrennt in Menschen die Jesus bekennen und Menschen, die Jesus ablehnen.
Diese Trennung reicht bis in die eigene Familie hinein und dennoch endet das Kapitel damit, dass unser Weg immer die Versöhnung sein muss.
In Kapitel 13 und Kapitel 14 heilt Jesus jeweils am Sabbat gefolgt von Gleichnissen und Lehren rund um das Reich Gottes und wie man hineinkommt.
[Wir machen hier einen Sprung zu Kapitel 15, auch wenn es spannend wäre, die Kapitel 13-14 auch noch genauer einzuordnen. Es geht ab jetzt immer um dasselbe: Jesus spricht in Gleichnissen und geht dabei die geistlichen Führer an]
In Lukas 15 erzählt Jesus drei Gleichnisse über Menschen, denen Besitz abhandenkommt und diesen mit Liebe und Hingabe suchen.
In unserem Kapitel 16 erzählt Jesus jetzt ebenfalls ein Gleichnis, in dem es um Besitz geht. Ein untreuer Verwalter verschwendet den Besitz eines reichen Mannes. Seine Lösung ist sehr, … nun sagen wir: eigenwillig.
Aber wer ist hier wer? Was ist der Besitz? Und wie wurde der Besitz veruntreut? Und was ist die Lösung?
Jesus bringt hier ein Beispiel aus der Finanzwelt, es geht offensichtlich um Geld, Reichtum und Besitz aber geht es wirklich um Besitz, um Reichtum oder um Geld?
Wie sollten Gleichnisse ausgelegt werden?
Beim ersten Gleichnis von Jesus, das Gleichnis vom Sämann, gibt Jesus seinen Jüngern eine direkte Auslegung. Bei diesem Gleichnis geht es nicht um den Sämann und die Körner. Es geht auch nicht darum, dass der Sämann offensichtlich schlechte Augen hat, sonst würde er nicht auf den Weg und in die Dornen streuen. Sondern hier geht es um Gottes Wort (der Samen) und wie dieses in unterschiedliche Herzen der Menschen fällt (Ackerboden).
Jetzt würde niemand hingehen und sich den Sämann im realen Leben als Vorbild nehmen.
Jesus verwendet die unterschiedlichsten Begebenheiten aus dem normalen Lebensalltag, also aus der sichtbaren Welt.
ABER in jedem Gleichnis gibt es etwas, dass nicht so ganz passt, z.B. der Sämann, der den wertvollen Samen auf den Weg und in die Dornen streut, der Hirte der 99 Schafe stehen lässt, oder der Herr, der einen untreuen Verwalter lobt. Das offensichtliche Bild passt irgendwie nie, und so stellen wir uns dann die wichtigen Fragen.
Und die Antwort ist:
Jesus will uns immer etwas aus der unsichtbaren Welt veranschaulichen.
So geht es in Gleichnissen in Wirklichkeit um etwas ganz anderes als um das Offensichtliche.
Es geht in den Gleichnissen immer um das Bild hinter dem Bild, also um das Große und Ganze, um das, was im Verborgenen geschieht.
Die Frage aller Fragen ist immer, was ist dieses Bild und was geschieht im Verborgenen, was will Jesus uns zeigen?
Schauen wir nochmals in Lukas 15 und die drei Gleichnisse vom Verlorenen bzw. vom Gefundenen. (schon auch interessant, dass man immer vom Verlorenen spricht und nicht vom Gefundenen … siehst du dich als Verlorener oder als Gefundener? – Ein großer Unterschied)
Auch hier geht es in Wirklichkeit nicht um ein verlorenes/gefundenes Schaf, auch nicht um eine verlorene/gefundene Drachme und auch nicht um einen verlorenen/gefundenen Sohn.
Es geht also in Wirklichkeit eben NICHT um Besitz und dass man sich freut, wenn man diesen wieder findet. Das wahre Bild erklärt Jesus in diesen Gleichnissen tatsächlich direkt.
Es geht darum, wie Gott intensiv und mit Hingabe einen verlorenen Sünder sucht.
Es geht darum, wie er und die Engel mit ihm sich freuen, wenn ein Sünder umkehrt und Buße tut. Hier sind der Besitz (Schaf, Münze, Sohn) die Menschen die zu Gott umkehren oder vielmehr, die von Gott gefunden werden und wieder zu seinem „Besitz“ werden.
Interessant auch, dass Jesus beim letzten Gleichnis keine Erklärung mehr gibt. Wer ist der jüngere Sohn und wer ist der ältere Sohn? – Die Auflösung würde jetzt zu weit führen, aber wenn du Interesse hast, dann überleg dir, wo ältere und jüngere Brüder vorkommen.
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