Lukas 16 – eine Auslegung

Lukas 16 – eine Auslegung
  • Seite 1: Einleitung und Kontext
  • Seite 2: Das Gleichnis vom untreuen Knecht
  • Seite 3: Ich und mein Geld
  • Seite 4: Ein wunderschöner Vers
  • Seite 5: Ein komischer Vers
  • Seite 6: Lazarus
  • Seite 7: Wie es weiter ging

Kapitel 16 – Das Gleichnis

In Kapitel 15 richtete Jesus sein Gleichnis an die Pharisäer, die murrten, weil er mit Sündern isst und feiert.
In Kapitel 16 richtet er sich an seine Jünger, ABER die Pharisäer sind auch dabei und hören zu (Vers 14).

Vordergründig sollen wir uns ein Beispiel an dem untreuen Verwalter nehmen, denn die Menschen in der Welt agieren klüger und konsequenter als die Kinder des Lichts. Wir sollen also ebenfalls in unseren Entscheidungen und in unserer Entschlossenheit konsequent handeln.
Wir sollen uns nicht ein Beispiel an der Handlung selbst nehmen (sonst würden wir ja Böses gutheißen), sondern uns an der Art und Weise ein Beispiel nehmen. Wir sollen nicht in gegenwärtigen Gewinn investieren, sondern uns nach dem Zukünftigen ausstrecken. Dies tat der Verwalter, er dachte nur noch an seine Zukunft.
Das ist das offensichtliche Bild.
Aber schauen wir auf das Bild dahinter, so verstehen wir vielleicht die Reaktion der Pharisäer in Vers 14 (Sie verhöhnten Jesus) und wir verstehen auch, was Jesus wirklich sagen wollte (auch zu uns).

Die Lösung

Ich bin ein Fan die Lösung immer gleich vorneweg zu nehmen. In der Mathematik ist auch der Lösungsweg das Interessante und nicht die Lösung selbst.
Die Lösung für das Gleichnis steht erst ab Vers 15.
Es geht um die Pharisäer (V15) also um die geistlichen Leiter und es geht um das Gesetz und die Propheten (V16-18).
Das ist der springende Punkt im Verständnis: Jesus richtet sich zwar mit dem Gleichnis an seine Jünger, aber er spricht vor den Pharisäern zu seinen Jüngern über eben jene Pharisäer.
Und wie könnte es anders sein, die Lösung bzw. der Lösungsweg ist sehr vielschichtig, daher werde ich mehrere Lösungsansätze aufzeigen und zum Weiterdenken anregen.

Also, wer ist wer?

(Ein Versuch einer Auslegung)

Der reiche Mann
Die Preisfrage ist, wer ist der „gewisse reiche Mann“.
Ist es der „gewisse reiche Mensch“ der habsüchtig größere Scheunen baut? (Lukas 12,16)
Oder ist es der Herr, der sein Hab und Gut einem Knecht (Verwalter) anvertraut? (Lukas 12,42)
In meiner Auslegung ist der reiche Mann Gott und/oder Jesus.
Es gibt Ausleger, die sagen, dass das nicht sein könne, weil Gott/Jesus niemals böses Verhalten und Untreue gutheißen würde.
Ich werde es später auflösen.

Der Besitz
Wenn wir Kapitel 15 dazu nehmen, dann ist hier Gottes Besitz gemeint. Also Menschen die Gott verloren/gefunden hat.
Im biblischen Kontext kann man auch sagen: Das Volk Israel ist Gottes Besitz. Das Volk seines Eigentums.

„Und nun, wenn ihr willig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet,
dann sollt ihr aus allen Völkern mein Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde.“

2.Mose 19,5 (ELB)

„Denn du bist dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk.
Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt,
dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“

5.Mose 7,6 (ELB)

Der untreue/verschwenderische Verwalter
Jetzt kann man gleich den Lösungsweg erahnen …
Der Verwalter sind die Pharisäer und Gesetzgelehrten.
Die geistlichen Leiter oder auch die irdischen Verwalter von Gottes Besitz.

Die Ankläger
Das sind das Gesetz und die Propheten
Vielleicht ist der Ankläger auch Jesus selbst, der auf die Welt kam und mit ansehen musste, was die geistlichen Leiter (Verwalter) mit dem Erbteil angestellt haben.
Vielleicht sind der Ankläger auch die normalen Menschen, die die Last der Regeln und Pflichten nicht mehr stemmen können.
Manchmal ist die Bibel (oder Jesus) nicht entweder/oder, sondern viel mehr sowohl/als auch.

Die Schuldner
Die normalen Menschen, also auch wieder das normale Volk.

Der Verwalter

Warum sind die Pharisäer und Gesetzgelehrten der Verwalter?
Als Parallele möchte ich nochmals Lukas 11, 37-54 aufzeigen.
Das jüdische Volk war dazu berufen Gottes Eigentum aus Königen und Priestern zu sein. Gottes Volk auf Erden, sein Besitz.
Nun wurden die geistlichen Führer des Volks aber zum untreuen Verwalter, oder wie Jesus es ausdrückt:

„Aber wehe euch Pharisäern!
Denn ihr verzehntet die Minze und die Raute (Gewürzkräuter) und alles Kraut und übergeht das Gericht und die Liebe Gottes;
diese Dinge hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.“

Lukas 11,42 (ELB)

„Er aber sprach: Auch euch Gesetzesgelehrten: Wehe!
Denn ihr belastet die Menschen mit schwer zu tragenden Lasten,
und selbst rührt ihr die Lasten nicht mit einem eurer Finger an.“

Lukas 11,46 (ELB)

Im Prinzip geht es darum:

„Wehe euch Gesetzesgelehrten!
Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen;
ihr selbst seid nicht hineingegangen,
und die hineingehen wollten, habt ihr gehindert.

Lukas 11,52 (ELB)

Die Pharisäer und Gesetzgelehrten haben den Sinn des Gesetzes verkehrt und es so unmöglich gemacht zu Gott zu kommen. Es wurde zu Pflichten um der Pflichten willen und so wurden es Schulden um der Schulden willen.
Gott wollte es durch das Gesetz ermöglichen, dass man sich ihm nahen kann und das er inmitten des Volkes wohnen kann.
Sie aber haben das Volk gehindert sich Gott zu nahen, dabei waren die Gesetze und Gebote genau dazu gedacht.

Die Klage

Nun kommt die Klage vor Gott. (Lukas 16,1)
Zum einen durch das Gesetz und die Propheten selbst, zum anderen durch die Menschen, denen unmögliche Lasten (Schulden) auferlegt wurden.
Das Gesetz sagte: „Ehre Gott von ganzem Herzen und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Die Propheten sagten: „Tut Buße, kehrt um, kümmert euch um die Armen, die Schwachen, die Ausgestoßenen, Weisen, Witwen, …“
Die Menschen / das Volk sagt: „Ihr habt es uns unmöglich gemacht zum Herrn zu kommen. Ihr habt uns daran gehindert Gott nahe zu kommen.“

Rechenschaftsbericht

Der Verwalter muss Rechenschaft ablegen. (Lukas 16,2)
ABER …
Der reiche Mann verlangt zwar Rechenschaft, hat sein Urteil aber schon gefällt:
Der Verwalter wird auf jeden Fall entlassen werden. Die Faktenlage ist für den reichen Mann klar …
… ABER …
und doch bekommt der Verwalter nochmals eine Chance.
Gott richtet niemals einen Menschen nur wegen einer Anklage oder nur wegen Hörensagen.
Er prüft die Reaktion und die Motivation … er prüft das Herz.

Der Trumpf

In diesem Beispiel nutzt der Verwalter seinen letzten einzigen Trumpf.
Eine etwas unorthodoxe Vorwärtsverteidigung:
Wenn das Urteil sowieso feststeht, dann kümmere ich mich lieber um meine sichere Zukunft … der Verwalter setzt die Schulden der Schuldner herab.

Kann er das so einfach machen?
Ist er jetzt nicht untreuer als sowieso schon?

Liest man nur die vordergründige Geschichte, dann denkt man:
„Jetzt ist der Kerl untreu, und verschleudert dann den Besitz noch viel mehr und dann wird er auch noch von seinem Herrn gelobt? Hä, wie passt das alles zusammen?
Wird hier nicht falsches/böses Handeln gutgeheißen?“
(Wenn man ehrlich ist: Selbst als weltliches Beispiel ergibt das keinen Sinn, hier wäre immer eine Kündigung fällig)
Die Frage ist: Ist die Handlung des untreuen Verwalters wirklich schlecht, oder interpretieren wir das nur hinein? Macht er wirklich etwas falsches, verbotenes, böses ODER ist geht er seiner eigentlichen Aufgabe nach und verwaltet nun wirklich den Besitz?
Wenn der Verwalter, den Schuldnern zu viel aufgebürdet hat, dann fügt sich eines zum anderen.
Wenn also die geistlichen Führer dem Volk zu viel aufgebürdet haben, dann fügt sich eines zum anderen.
Wenn die Schulden zu hoch angesetzt wurden und der Verwalter erlässt das, was zu hoch angesetzt war, dann kann der Herr den Verwalter loben.
Wenn die Pharisäer und geistlichen Führer dem Volk zu viel abverlangt und zu viel aufgebürdet haben und sie würden diese Bürde dem Volk erlassen … ja, dann wäre das Lob von Gott sicher.

Wenn Jesus nun sagt:

„[…] denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht.“

Lukas 16,8 (ELB)

dann will er damit sagen: Ihr Pharisäer seid doch Söhne des Lichts, das auserwählte Volk.
Ihr seid doch Bruder und Bruder (Verlorener Sohn).
Wieso handelt ihr nicht wie die Söhne der Welt?
Warum seid ihr nicht klug gegen euer eigenes Volk?
Warum bürdet ihr eurem Volk unnötig schwere Lasten auf?
Seid klug wie der Verwalter klug war und macht das Gesetz nicht noch schwerer als es sowieso schon ist.

Ein anderer Gedankengang, ein anderer Twist:

Ein Einschub, ein komplett anderer Gedanke … der aber auch irgendwie passt.

Vielleicht ist dieser „untreue“ Verwalter auch Jesus selbst.
Denn Jesus kam in diese Welt, in dieses Volk unter Gesetz und hat genau das vorgelebt, zu was das Gesetz eigentlich gedacht war. Er kam als Knecht/Verwalter um seiner Braut, der Gemeinde zu dienen.
Er hat die ganzen Pflichten und Regeln der Pharisäer und Schriftgelehrten wieder zurechtgestutzt (heilen am Sabbat) … So sehr, dass die Führer des Volkes ihn anklagten und umbringen wollten.
Die Führer hielten ihn für den untreuen Verwalter, doch in Wahrheit ist er die Erfüllung des Gesetzes.

Er hat den Schuldschein sogar komplett getilgt, nicht nur einen Teil.
Viel mehr als der Verwalter in dem Gleichnis getan hat.

Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht,
den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war,
und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft,
indem er ihn ans Kreuz nagelte; […]“

Kolosser 2,14 (ELB)

Kann er das so einfach machen? Ist das nicht ungerecht?
JA und JA!

Ja, er kann das einfach so machen, denn er hat selbst für die Schulden bezahlt!
Ja, das ist völlig ungerecht und unerklärlich, aber genau das nennt man GNADE.
Ein unverdientes, völlig ungerechtes Geschenk.
Nicht weil das Böse plötzlich gut wäre, NEIN, sondern weil wir in ihm Vergebung und Gnade erfahren.
Er ist selbst der Trumpf.
Er hat selbst alles komplett bezahlt (unsere Schuld wohlgemerkt!)

Und was hat das jetzt mit mir zu tun?

Jetzt haben wir viel von Pharisäern und dem Volk Israel gehört.
Und ja klar, die haben damals ordentlich Mist gebaut.
Aber was hat das mit meinem eigenen Leben im hier und heute zu tun?

Als Christen sind auch Eigentum: wir das Eigentum Jesu. Wir sind sein Besitz.
Wenn du dich nicht so siehst, dann solltest du deinen Glauben nochmals überdenken.

„Der (Jesus) hat sich selbst für uns gegeben,
damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit
und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte,
das eifrig sei in guten Werken.“

Titus 2,14 (ELB)

Und noch mehr, wir sollen auch gleichzeitig Verwalter sein und die Gaben, die uns der Heilige Geist gibt, gut einsetzen.

„Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat,
so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes!“

1.Petrus 4,10 (ELB)

Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes.“

1.Korinther 4,1 (ELB)

Dennoch gibt es auch in der Gemeinde Menschen, die Vorstehen. Sie haben die Gabe die geistlichen Hirten, Leiter, Lehrer und Führer zu sein.
Es gibt in der Gemeinde Menschen, die im Glauben weiter sind und ein Vorbild für andere sind.
Bitte bete für deine geistlichen Leiter, dass sie würdig mit dem Eigentum von Jesus umgehen und NICHT unmögliche Lasten aufbürden.

Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben!
Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach!“

Hebräer 13,7 (ELB)

„Gehorcht und fügt euch euren Führern!
Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden,
damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen;
denn dies wäre nicht nützlich für euch.“

Hebräer 13,17 (ELB)

Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter,
nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, […]“

Titus 1,7 (ELB)

Hirten, Leiter, Lehrer und Führer haben eine besondere Verantwortung, das wird aus dem Gleichnis mehr als deutlich.
Sie müssen Gott Rechenschaft für ihre Führung und Leitung ablegen.

Bitte bete für sie!

Strebe selbst danach ein guter und treuer Verwalter zu sein: mit deinen Gaben, mit deinen Talenten, mit deinen 5 Broten und 2 Fischen, mit deiner kleinen Kraft, mit deiner Schwachheit. Je nachdem was Gott dir gegeben hat, setze es ein, sei es viel, oder nur ganz wenig.

Sei voll von Gerechtigkeit und Wahrheit und nicht das Böse gutheißend …
… und dennoch …
… voll von Gnade, Vergebung, Versöhnung und Liebe!

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